Justizforum am Sievekingplatz
Flächenmäßig ist das 1907-1912 errichtete Oberlandesgericht zwar das kleinste der drei Gerichtsgebäude am Sievekingplatz, dennoch beherrscht es die Gesamtanlage architektonisch durch seine zentrale Stellung zwischen dem Ziviljustizgebäude und dem Strafjustizgebäude. Gemeinsam ergeben die drei beeindruckenden, denkmalgeschützten Bauwerke das "Justizforum" zwischen dem Hamburger Karolinenviertel und dem Park Planten un Bloomen.

Repräsentation von Staatsmacht und Ordnung durch Architektur
Die Hamburger Architekten Werner Lundt und Georg Kallmorgen haben das Oberlandesgerichtsgebäude geplant. Es ist das wohl größte Projekt ihres Büros, mit dem sie über die Hansestadt hinaus berühmt wurden. Der Bau des Oberlandesgerichts fällt in die wilhelminische Zeit, was sich in der repräsentativen Architektur widerspiegelt.

Insbesondere Gerichtsgebäude sollten im äußeren Erscheinungsbild den Macht- und Ordnungsanspruch des Staates manifestieren. Für öffentliche Gebäude wurde hingegen meist ein schlichter klassizistischer Stil gewählt. Das angrenzende zweigeschossige Oberverwaltungsgebäude lässt den Bezug auf römische Architektur auf den ersten Blick erkennen.
Eindrucksvolle Fassade und Säulen aus Kalkstein
Die Fassade aus Granit und Muschelkalk wird durch Säulen aus Kalksandstein geprägt. In der Mitte bilden sie eine vorgelagerte Eingangshalle, einen sogenannten Portikus. Im Giebeldreieck des Portikus steht die Inschrift IUS EST ARS BONI ET AEQUI. Sie geht auf den römischen Juristen Celsus zurück, der in seiner Definition des Rechts (IUS) das Recht der Gerechtigkeit unterordnete. Bürgermeister Hermann Weber interpretierte den Sinnspruch in seiner Rede zur Eröffnung des Gebäudes folgendermaßen: „Recht ist, im harmonischen Gleichmaß, das Wahre zu finden und das Gute zu bewirken.“

Statuen von Arthur Bock
Eine Statue der Justitia thront auf einem Podest hinter dem Giebel des Portikus. Oft wird die Göttin der Gerechtigkeit mit Augenbinde, Waagschalen und einem Schwert dargestellt. Die Figur auf dem Oberlandesgericht scheint hingegen in die Ferne zu blicken, ihre Arme stützt sie auf Schwert und Rutenbündel. Diese Attribute verweisen auf das römische Reich, wo die Liktoren als Leibwächter höherer Amtsträger so ausgestattet waren. Wie Wächter wirken auch die zu beiden Seiten der Justitia am Fuß der Giebelseiten liegenden Sphingen. Die Skulptur der Justitia mit den beiden Sphingen ist eine Arbeit des Leipziger Bildhauers Arthur Bock (1875-1957). Er wirkte über 40 Jahre in Hamburg, war Kunstprofessor und schuf zahlreiche Skulpturen im öffentlichen Raum.
Aus seinem Atelier stammen auch die allegorischen Figuren, die die 1913 fertig gestellte „Brunnenanlage der Hansestädte“ auf dem Justizforum zierten. Vier Muschelkalk- Gruppen des Springbrunnens, der der IGA 1953 weichen musste, sind erhalten und stehen heute im Freien vor dem Gebäude. Drei Frauenplastiken bildeten als Symbol der Hansestädte Bremen, Lübeck und Hamburg die eine Figurengruppe. Die andere bestand aus drei männlichen Gestalten und verkörperte Technik, Handel und Industrie. Zwei kleinere Gruppen mit je drei Kindern schmückten den vorderen Rand des Beckens. Sie stellten „Streit“ und „Frieden“ dar.
