Neubau des Instituts fuer Hygiene und Umwelt: Siegerentwurf von Rohdecan Architekten vorgestellt
Der Laborneubau des Instituts für Hygiene und Umwelt (HU) auf der Billehalbinsel im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort nimmt Gestalt an: Am Mittwoch, dem 30. August, hat Umweltsenator Jens Kerstan gemeinsam mit Dr. Ansgar Ferner, Geschäftsführer des HU, Sprinkenhof-Geschäftsführer Martin Görge und Dr. Andreas Kleinau, Vorsitzender der Geschäftsführung der Billebogen-Entwicklungsgesellschaft, den Siegerentwurf für den Laborneubau vorgestellt. In einem anonymisierten Vergabeverfahren hatte sich der Entwurf des Dresdener Planungsbüros Rohdecan Architekten durchgesetzt.
Das Institut für Hygiene und Umwelt – Hamburger Landesinstitut für Lebensmittelsicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltuntersuchungen (HU) – ist die Landesuntersuchungseinrichtung der Freien und Hansestadt Hamburg. Als Landesbetrieb der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) nimmt das Institut hoheitliche und amtliche Aufgaben wahr. Es betreibt dazu 220 Labore und führt jährlich an 250.000 Proben über 1,3 Millionen Untersuchungen durch. Der jetzige Standort des Instituts befindet sich seit 1986 im ehemaligen Kinderkrankenhaus in der Marckmannstraße 129a-b in Hamburg-Rothenburgsort, welches aus einem Zusammenschluss mehrerer unterschiedlicher Gebäude aus dem Jahre 1922 nebst Erweiterungsgebäuden besteht. Die technischen und räumlichen Anforderungen sind für einen Laborbetrieb nicht mehr zukunftsfähig abbildbar.
2019 wurde in einer Machbarkeitsstudie die generelle Umsetzbarkeit des Neubauvorhabens auf einem ca.12.500 Quadratmeter großen Grundstück in Rothenburgsort zwischen der Großmannstraße im Süden und dem Bullenhuser Damm im Norden geprüft. Das Grundstück ist Teil des von der städtischen Billebogen Entwicklungsgesellschaft (BBEG) entwickelten Gewerbequartiers Billebecken und wurde von dieser 2022 der Sprinkenhof GmbH zur Planung und Realisierung anhand gegeben. Aufgrund der besonderen Situation ergaben sich für das Auswahlverfahren hohe städtebaulich-architektonische Ansprüche. In einem europaweit durchgeführten, anonymisierten Vergabeverfahren mit integrierten Entwurfsleistungen hat sich das Dresdener Büro Rohdecan Architekten durchgesetzt.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Energie, Klima und Agrarwirtschaft: „Der Zustand unserer Umwelt ist eng mit unserer Gesundheit verwoben, Veränderungen wirken global – das hat uns nicht zuletzt die Corona-Pandemie drastisch vor Augen geführt. Um diese Herausforderungen auch in Zukunft zu bewältigen, brauchen wir eine ganzheitliche Perspektive, die die Zusammenhänge in den Blick nimmt und interdisziplinäre Lösungen findet – das macht das HU mit dem ‚One-Health‘-Ansatz. Als Hamburger Landeslabor bietet es den Behörden zudem stets verlässliche Daten und berät fachkundig und unabhängig zu den Themenbereichen Lebensmittelsicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltuntersuchungen. Damit bleibt es auch in Zukunft ein unverzichtbarer Garant für die öffentliche Daseinsvorsorge. Um für diese Aufgaben gerüstet zu sein, braucht es nicht nur kompetente Fachleute, sondern auch ein entsprechendes Laborgebäude mit modernster technischer Ausstattung.
Der Siegerentwurf des Architektenbüros verbindet diese fachlichen Ansprüche mit hohen Umweltstandards in einem gelungenen Gebäudeentwurf. Als Umweltsenator freue ich mich besonders über Photovoltaik auf den Laboren, Gründächer auf dem Bürogebäude, Geothermie, und den größtenteils modularen Holzbau – das neue Institut für Hygiene und Umwelt soll den Goldstandard für nachhaltiges Bauen erreichen! Damit ist es ein würdiger Auftakt für das Billebogenquartier und ein Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft über unsere Landesgrenzen hinaus.“
Dr. Ansgar Ferner, Geschäftsführer HU: „Es war eine echte Herausforderung, ein geeignetes Grundstück für unseren Neubau zu finden. Neben der Größe war auch eine zentrale Lage für einen wirtschaftlichen Betrieb wichtig. Denn einerseits liefern uns die Bezirke und das Veterinär- und Einfuhramt viele Proben, und andererseits müssen wir die über die Stadt verteilten Messstationen vom Luft- und Wassergütemessnetz zeitnah erreichen können, welche ständig unsere Umwelt überwachen. Auch unser Flughafen- und Hafenärztliche Dienst, der nach den internationalen Gesundheitsvorschriften festen Reaktionszeiten bei Alarmierungen unterliegt, sowie das Hamburger Impfzentrum, welches von allen Hamburgern möglichst einfach über den ÖPNV erreicht werden soll, mussten berücksichtigt werden.
Wir freuen uns, dass wir am Bullenhuser Damm einen Standort finden konnten, der diese Anforderungen erfüllt und mit dem Entwurf von Rohdecan ein modernes Laborgebäude erhalten, welches uns optimale Prozesse und Arbeitsbedingungen ermöglichen wird. Hamburg ist mit seinem ganzheitlichen „One-Health-Ansatz“ fachlich sehr gut aufgestellt und unser Institut kann auch in Zukunft den Behörden mit zuverlässigen Mess- und Untersuchungsdaten als auch fachkundiger Beratung zur Verfügung stehen und damit maßgeblich zur Sicherheit der Hamburger Bürgerinnen und Bürger beitragen.“
Martin Görge, Geschäftsführer Sprinkenhof: „Nachdem Sprinkenhof im Stadtentwicklungsgebiet Billebogen bereits 2018 die neuen Opernwerkstätten und Fundi der Hamburgischen Staatsoper realisiert hat, freuen wir uns nun darauf, auf der Billeinsel die Planungen für den Neubau des HU weiter zu konkretisieren. Das Gebäude kann durch den Entwurf von Rohdecan Architekten einen Standard für die nachkommende Bebauung setzen. Mit diesem Planungsbüro haben wir einen Partner für diese neue, anspruchsvolle Realisierungsaufgabe gefunden und blicken der weiteren Zusammenarbeit mit den Beteiligten zuversichtlich entgegen.“
Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor: „Das Institut für Hygiene und Umwelt erhält ein zeichenhaftes neues Zuhause auf der Billeinsel. Den Entwurfsverfassern gelingt es in überzeugender Weise, dem Haus ein markantes Gesicht zu geben, den Standort zu bereichern und gleichermaßen den hochfunktionalen Anforderungen, die eine solche Einrichtung stellt, gerecht zu werden und diese klug umzusetzen.“
Dr. Andreas Kleinau, Vorsitzender der Geschäftsführung der Billebogen-Entwicklungsgesellschaft: „Als erstes Neubauvorhaben stellt dieser markante und zugleich elegante Neubau des Instituts für Hygiene und Umwelt einen ausdrucksstarken Auftakt für das Quartier am Billebecken dar. Besonders gut gelungen ist der respektvolle Umgang mit dem benachbarten Kulturdenkmal der Schule am Bullenhuser Damm, der durch den Neubau nicht überragt wird. Durch die Nutzungen des Impfzentrums und der öffentlich nutzbaren Cafeteria im Erdgeschoss wird der Neubau auch eine belebende Wirkung für die Nachbarschaft entfalten.“
Canan Rohde-Can, Geschäftsführende Gesellschafterin Rohdecan Architekten GmbH: „Unsere Architekturlösung für den HU Neubau bringt eine Selbstverständlichkeit in das modulare Raumprogramm ein, das trotz seiner Komplexität einfach wirkt und dem Areal eine neue, unverwechselbare Identität verleiht.“
Die Anforderung an den neungeschossigen Neubau war es, eine Gesamt-Bruttogeschossfläche (BGF) von ca. 40.000 Quadratmetern mit einer Nutzfläche von etwa 21.000 Quadratmetern zu schaffen. Den Kern sollten hochinstallierte, nicht-öffentliche Laborflächen bilden, konzipiert als optimierte Labormodule mit jeweils rund 450 Quadratmetern Grundfläche. Gefordert war eine den hohen technischen Auflagen und Sicherheitsanforderungen entsprechende Gebäude- und Haustechnikplanung, bei der die Laborbereiche durch einen Verwaltungstrakt mit Büroflächen sowie öffentliche Funktionsbereiche in Form einer Kantine, für die Ausbildung, Konferenzen, das HU-Museum und eine allgemeine Impfstelle ergänzt werden.
Der neue Standort des HU ist innerhalb des Stadtentwicklungsraumes Billebogen gelegen, einem innenstadtnahen gemischt genutzten Quartier, das städtebaulich und gestalterisch zukünftig aufgewertet werden soll. Der Laborneubau wird als erstes Neubauvorhaben Auftakt des Quartiers Billebecken sein und weit darüber hinaus einen Orientierungspunkt im Hamburger Osten bilden. So bestand die Aufgabe darin, dass der Neubau des HU sowohl hohe architektonische und städtebauliche Ansprüche erfüllen wie auch die komplexen Anforderungen des hochfunktionalen Landeslabors abbilden soll.
Eine besondere Stärke des Entwurfs von Rohdecan Architekten liegt in der geschickten Anordnung des funktionalen Programmes mit einer klaren Logik und Einfachheit, womit eine herausragende Funktionalität für das HU erfüllt wird und gleichzeitig ein signifikantes Haus entsteht. Die innere Logik in der Anordnung der Labore schafft fast automatisch eine Eigenständigkeit im Städtebau, die den Stadtraum prägt und auch strukturieren kann und sich gleichzeitig sensibel im direkten Umfeld zur Schule am Bullenhuser Damm zurücknimmt. Das Gebäude zeigt durch seine Gestaltung enorme Präsenz an der städtebaulich richtigen Stelle und bildet gleichzeitig einen gelungenen Auftakt für das Quartier Billebecken.
Das Gebäude wird im Auftrag der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) von der Sprinkenhof GmbH im Mieter-Vermieter-Modell geplant.
Institut für Hygiene und Umwelt (HU)
Das Institut für Hygiene und Umwelt wurde seit seiner Gründung im Jahre 1892 als „Hygienisches Institut“ vielfach mit neuen Aufgaben betreut und ständig weiterentwickelt. Die derzeit etwa 300 Mitarbeiter:innen des HU arbeiten am heutigen Standort an der Marckmannstraße in drei analytisch orientierten Fachbereichen (Lebensmittelsicherheit und Zoonosen, Hygiene und Infektionsmedizin, Umweltuntersuchungen) sowie in der Abteilung Service und Steuerung. In den 220 Laboren des HU werden jährlich 250.000 Proben mit über 1,3 Millionen Parametern untersucht. Darüber hinaus werden weitere Dienstleistungen erbracht, wie zum Beispiel das Betreiben von automatisierten Messnetzen (Luft, Wassergüte, Radioaktivität) sowie des Hamburger Impfzentrums, des Infektionsepidemiologischen Landeszentrums, des Hafen- und Flughafenärztlichen Dienstes. Auch Ratten- und Schädlingsbekämpfungen auf öffentlichen Grund gehört zu den Aufgaben des HU.
Stadtentwicklungsgebiet Billebogen
Die Freie und Hansestadt Hamburg beauftragte 2017 die städtische Billebogen Entwicklungsgesellschaft als Teil des Senatsprogramms Stromaufwärts an Elbe und Bille mit der Entwicklung von drei Quartieren im Stadtteil Rothenburgsort. Das gewerblich geprägte Quartier Billebecken wurde seit mehreren Jahrzehnten städtebaulich und planerisch wenig betrachtet, soll nun als innenstandnaher Standort für Urbane Produktion Hamburgs lokale Innovationsfähigkeit sichern. Neben Bestandsunternehmen finden hier in einer dichteren, nachhaltigeren Bebauung neue Betriebe Platz. Von der am Ufer entstehenden Grünachse am Wasser profitiert auch Rothenburgsort als Wohnstadtteil und die Bille als Freizeitort. Die historische Schule am Bullenhuser Damm wird neuer Mittelpunkt im Quartier und erhält ein städtebaulich würdiges Umfeld für die an die Verbrechen der NS-Zeit erinnernde Gedenkstätte.