Planungen für die Modernisierung des Museums für Hamburgische Geschichte vorgestellt
1908 gegründet und 1922 eröffnet, zählt das nach Plänen des Architekten Fritz Schumacher
errichtete Museum für Hamburgische Geschichte mit seinem imposanten denkmalgeschützten
Gebäude und einem Sammlungsbestand von über einer halben Million Objekte zu den größten
stadthistorischen Museen in ganz Deutschland. Seine Sammlung dokumentiert in vielfältiger
Weise die Entwicklung der Hansestadt von der Stadtgründung bis zur Gegenwart. Aktuell
bereitet sich das Museum auf eine umfassende inhaltliche und bauliche Modernisierung vor, um
den Besucherinnen und Besuchern auch künftig die Geschichte zeitgemäß und spannend
vermitteln zu können und so eine Orientierung in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
Hamburgs und den regionalen, nationalen wie internationalen Bezügen zu bieten.
Mit dem umfassenden Modernisierungsprozess des Museums für Hamburgische Geschichte,
der voraussichtlich Ende 2028 abgeschlossen sein wird, wird sich das Haus noch stärker in die
Stadtgesellschaft öffnen. Durch zahlreiche bauliche Veränderungen sollen die Aufenthaltsqualität,
die barrierefreie Zugänglichkeit und die Energieeffizienz des Museums deutlich
verbessert werden. Außerdem öffnet sich das Museum zur angrenzenden Parkanlage Planten
un Blomen. Die Gastronomie erhält neue Räumlichkeiten mit einer erweiterten Terrasse zur
Parkanlage. Im Innern des Gebäudes wird ein neuer Fahrstuhl die oberen Geschosse barrierefrei
erschließen und ein neues ebenfalls barrierefreies Leit- und Orientierungssystem die Besucher
und Besucherinnen noch besser durch das Museum und Hamburgs Geschichte führen. Darüber
hinaus sind erweiterte und klimatisch optimierte Sonderausstellungsflächen im Erdgeschoss
geplant, um zukünftig Sonderausstellungen im größeren Rahmen und in technisch innovativ
ausgestatteten Räumlichkeiten präsentieren zu können. Im Erdgeschoss sollen zudem ein frei
zugänglicher Lesesaal mit Lounge-Charakter sowie neue Seminar- und Workshop-Räume für
Schulklassen und andere Besuchergruppen entstehen, mit denen sich das Haus noch weiter in
die Gesellschaft öffnet. Die Planung des Umbaus wird eng mit dem Denkmalschutzamt
abgestimmt, sodass für die heutigen Anforderungen an einen modernen Museumsbetrieb, zum
Beispiel an Barrierefreiheit und Energieeffizienz, denkmalgerechte Lösungen entwickelt
werden. Mit der Öffnung des Hauses zur Parkanlage und den weiteren Umgestaltungen wird
einigen der ursprünglichen Gestaltungsideen Fritz Schumachers Rechnung getragen.
Der Kern der inhaltlichen Modernisierung besteht in der kompletten Neugestaltung der
ständigen Ausstellung, die sich über drei Geschosse und rund 5.000 qm erstreckt. Ziel dieser
Neukonzeption ist es, in Form eines modern gestalteten Rundgangs die Geschichte der Stadt
spannend zu vermitteln, immer wieder Aktualitätsbezüge und Zusammenhänge zur Gegenwart
herzustellen und diese gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern zu reflektieren und
zu diskutieren. Historische Ereignisse werden künftig viel stärker mit aktuellen Fragestellungen
verbunden, Ausstellungs-, Vermittlungs- und Veranstaltungsformate über das ganze Haus
hinweg intensiver miteinander verflochten. Themen, die sich durch die gesamte Geschichte
hindurchziehen, werden – auch durch den Einsatz verschiedener digitaler Anwendungen sowie
neuer Vermittlungsformen – mit der gegenwärtigen Stadtgesellschaft aus ganz unterschiedlichen
Perspektiven verhandelt.
Im 1. Obergeschoss des Museums wird erstmals ein chronologisch-thematisch angelegter
Rundgang durch die Geschichte Hamburgs entstehen. Von der Stadtgründung im Mittelalter
bis hin zur jüngsten Vergangenheit sollen hier die wichtigen Ereignisse und Faktoren in der
Entwicklung der Hansestadt gezeigt werden. Leitfragen zur Stadtentwicklung und zum Wandel
des Stadtbilds werden die jeweiligen Epochen miteinander verbinden. Sechs Themeninseln
werden die Chronologie aufbrechen und Bezüge zwischen entscheidenden historischen
Ereignissen und der Gegenwart herstellen. Diese Themeninseln werden an Orte wie den
Hamburger Dom, die Börse, das Rathaus, den Hafen, den Fernsehturm oder die Elbe geknüpft
und werden inklusiv gestaltet sein. Wesentliche Fragestellungen aus der übergreifenden
Geschichte Hamburgs werden zudem als Themenstränge entwickelt, die sich durch die
gesamte Erzählung der ständigen Ausstellung ziehen. Sie behandeln unter anderem die
Themen „Jüdisches Leben in Hamburg“, Migration, Kolonialismus/Postkolonialismus und nicht
zuletzt den Zusammenhang Stadt. Mensch. Umwelt. Insbesondere diese Themenstränge sollen
die Grundlage für verschiedene Vermittlungsformate und Partizipationsangebote bilden.
In den Räumen im 2. Obergeschoss soll es vor allem darum gehen, die Menschen in Hamburg
und ihre unterschiedlichen Lebenswelten in Geschichte und Gegenwart in den Vordergrund zu
stellen. Eine Fläche zum Thema „Kind sein in Hamburg“ soll vor allem Familien, Kinder und
Jugendliche ansprechen, und in einem weiteren Bereich werden unter dem Titel „Hamburg
Heute“ ein Stadtlabor und eine Stadt-Lounge zum kreativen Arbeiten, Mitgestalten und
Verweilen einladen. Im Südflügel des 2. Obergeschosses kann im Rahmen der Modernisierung
zudem ein wirkliches Jahrhundertprojekt realisiert werden: Dort werden zwei historische Räume
der spätklassizistischen Villa Rücker aus dem Hamburger Stadtteil Hamm eingerichtet. Die vor
deren Abriss im Jahr 1909 geborgene Innenausstattung der Villa war bereits vor über 100 Jahren
von Gründungsdirektor Otto Lauffer und Architekt Fritz Schumacher für diesen Ort vorgesehen
und wird nun in die neue Ausstellung eingebunden.
Im 3. Obergeschoss soll schließlich die historische Modelleisenbahnanlage eine neue Heimat
finden. Aufgrund der Sanierung des Gebäudes und damit einhergehender massiver baulicher
Eingriffe musste die beliebte Anlage – wie alle anderen historischen Einbauten und Großobjekte
auch – zunächst abgebaut werden. An ihrem neuen Ort soll die Modelleisenbahn nicht mehr wie
bisher isoliert im Museum stehen, sondern mit den Themenbereichen Verkehrsgeschichte und
Nachhaltigkeit verbunden werden.
Die umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen am und im Gebäude sowie die Neugestaltung
der ständigen Ausstellung werden insgesamt mit Mitteln in Höhe von 101 Millionen Euro
gefördert. Davon kommen 83 Millionen von der Freien und Hansestadt Hamburg und 18
Millionen von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Im Rahmen des diesjährigen Tages des offenen Denkmals lädt das Team des Museums zu
besonderen Führungen im und außerhalb des Gebäudes ein, bei denen die Modernisierungsmaßnahmen
in ausgewählten Räumlichkeiten vorgestellt werden.
Die Neukonzeption und Neugestaltung der ständigen Ausstellung inkl. dessen Umsetzung liegt
in der Verantwortung der Stiftung Historische Museen Hamburg. Die Neugestaltung wird vom
Gestaltungsbüro jangled nerves aus Stuttgart geplant und umgesetzt. Als Realisierungsträgerin
übernimmt die Sprinkenhof GmbH die Projektmanagementleistungen des Gesamtbauprojektes,
welche im Mieter-Vermieter-Modell, gemäß der Drucksache OPTIMA, erbracht werden.
Architekt und Objektplaner für die Modernisierung des Gebäudes ist das Büro Hoskins
Architects aus Berlin und Glasgow.
Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Das Museum für Hamburgische
Geschichte zählt schon lange zu den wichtigen Orten für Kultur- und Wissensvermittlung in
unserer Stadt. Mit der umfassenden Modernisierung kann jetzt die Dauerausstellung erneuert
und das Gebäude insgesamt baulich geöffnet werden. Dank der verbesserten
Aufenthaltsqualität werden die Besucherinnen und Besucher noch mehr Lust haben, sich
intensiver mit der Sammlung und unserer Geschichte auseinanderzusetzen. Dies bildet auch die
Grundlage dafür, sich in Zukunft noch besser am öffentlichen Diskurs zu beteiligen und über
wichtige Fragen der Stadtgesellschaft auszutauschen. Und das ist eine Investition in die
Zukunft, denn wer sich mit der Geschichte seiner Stadt auseinandersetzt, versteht auch die
Gegenwart und kann die Zukunft gestalten. In Hamburg stehen wir für eine offene
Stadtgesellschaft – und das soll auch in Zukunft so sein. Das spiegelt sich auch in unseren
Kulturinstitutionen wider.“
Hans-Jörg Czech, Vorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH): „Die
Modernisierung des Museums für Hamburgische Geschichte ist ein Jahrhundertprojekt. Mit der
jüngst erfolgten Entscheidung des Hamburger Senats und der Bürgerschaft über die
Bereitstellung erheblicher zusätzlicher Mittel für die bauliche und inhaltliche Modernisierung
des Museums konnte der Weg für die vollumfängliche Realisierung dieses für die SHMH
zentralen Entwicklungsvorhabens frei gemacht werden. Dafür gebührt allen beteiligten
politischen Vertreterinnen und Vertretern der Freien und Hansestadt Hamburg mein größter
Dank. Nicht minder dankbar sind wir für die finanzielle Förderung von Seiten des Bundes, die
die nationale Bedeutung des Projekts unterstreicht. Die konzeptuellen Planungen für das
Museum für Hamburgische Geschichte finden deutschlandweit Beachtung und liefern der
SHMH auch für weitere Modernisierungsprojekte eine sehr gute Erfahrungsgrundlage, unter
anderem im Hinblick auf die Partizipation der Stadtgesellschaft und die Entwicklung neuer
Vermittlungsangebote, aber auch bezüglich der Schaffung von Barrierefreiheit und
energetischer Nachhaltigkeit.“
Bettina Probst, Direktorin des Museums für Hamburgische Geschichte: „Die Vorbereitungen
zur Modernisierung des Museums für Hamburgische Geschichte laufen auf Hochtouren.
Im Sommer haben auch die noch verbliebenen Großobjekte das Gebäude verlassen. Nun kann
zum Ende dieses Jahres mit der Umsetzung der ersten konkreten baulichen Maßnahmen
begonnen werden. Parallel arbeitet das Team zusammen mit den Gestaltern an der
Ausarbeitung der neuen ständigen Ausstellung. Dass sich eines der größten Stadtmuseen
Deutschlands nach hundertjährigem Bestehen noch einmal neu erfinden kann, um sich mit
historisch wie aktuell relevanten Themen unserer Gegenwart beschäftigen und sich dabei
neuen Vermittlungsansätzen öffnen zu können, ist Privileg und Herausforderung zugleich. 100
Jahre nach Eröffnung des Hauses sind wir in die Modernisierung gestartet, 120 Jahre nach
Gründung wollen wir in neuem Glanz wiedereröffnen. Ich freue mich auf die Realisierung des
umfangreichen Vorhabens und danke allen beteiligten Partnern für die reibungslose
Zusammenarbeit – vor allem den Förderern der Modernisierung, der Freien und Hansestadt
Hamburg und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Mein Dank gilt
jedoch auch allen weiteren Freunden und Förderern des Museums, die die Chance mit uns
nutzen, Projekte auf den Weg zu bringen, die zwar außerhalb der geförderten Modernisierungsmaßnahme
liegen, aber mit dieser unweigerlich verbunden sind.
Jan Zunke, Geschäftsführer Sprinkenhof GmbH: „Es freut uns, ein für Hamburgs Kultur
so bedeutendes Projekt als Realisierungsträgerin zu gestalten und somit den Besuchern des
Museums für Hamburgische Geschichte durch bauliche und konzeptionelle Verbesserungen
zukünftig ein größtmögliches kulturelles Erlebnis zu ermöglichen - gesteigert wird diese durch
u.a. den neuen Restaurantbereich mit großer Außenterrasse. Im Rahmen der Sanierungs- und
Modernisierungsmaßnahmen, verantwortet durch Hoskins Architects, werden zudem die
technische Infrastruktur, der Brandschutz und die Barrierefreiheit umfassend verbessert. Auf
diese Weise wird ein denkmalgerechter, architektonischer Rahmen für eine inhaltliche
Neuaufstellung geschaffen, so dass sich das Haus auch perspektivisch als zukunftsweisend in
seinem hochkarätigen Umfeld positionieren und damit seiner Rolle für Hamburg gerecht
werden kann.“